Nationalmannschaft

Medaille und Bruder „Tuck“

Mit zwei Trophäen reist die DHB-Jugend aus Österreich ab – Teamfähigkeit der Trumpf des Europameisters

DORTMUND Unmittelbar nach der Siegerehrung brauch Klaus-Dieter Petersen zu einer ungewöhnlichen Mission auf. Zusammen mit Roland Müller, der die letzten 3 Jahre die Mannschaft seit der Sichtung hauptsächlich physiotherapeutisch und mental betreut hat, neben Martin Leuthner Physiotherapeut bei der deutschen A-Jugend-Nationalmannschaft während der EM in Österreich, eilte der DHB-Trainer vom Siegerpodest, wo er und seine Spieler gerade als frischgebackener Europameister ausgezeichnet wurden. Mit seinem Auto ging es auf schnellstem Weg in den Gasthof Lamm, wo eine besondere Belohnung für das deutsche Team abholbereit stand.

Goldmedaille im Handschuhfach

Mitte Juni bei der EM-Vorbereitung hatte die deutsche Equipe schon einmal Quartier in Bregenz bezogen und zwei Länderspiele gegen Österreich bestritten. Damals war der DHB-Tross auch im Gasthof Lamm zum Essen geladen, wobei Trainern und Spielern eine etwa 50cm große Holzfigur ins Auge stach. Die stellte einen biertrinkenden Mönch dar, der frappant an „Bruder Tuck“ aus dem Gefolge von Robin Hood erinnerte. Folgender Deal war mit dem Gastwirt schnell eingefädelt: Wenn das deutsche Team den EM-Titel holt, kann es sich diese zusätzliche Trophäe abholen. Nach dem 30:29 im Endspiel gegen Schweden war es nun soweit. Petersen und Müller verfrachteten den hölzernen Mönch in den Kofferraum, fuhren zurück in die Halle und stellten das gute Stück in der Kabine aus, was von den Spielern begeistert gefeiert wurde.

Um Mitternacht landete „Bruder Tuck“ dann im Kofferraum von Petersens Auto und begab sich, zusammen mit der Goldmedaille im Handschuhfach, auf die Reise in die Nähe von Kiel, wo Pitti Petersen am Montagabend zur Saisoneröffnung als Trainer des TSV Altenholz im Mittelpunkt stand. „Die Figur wird nun zu jedem Turnier und Länderspiel dieser Mannschaft mitkommen, denn die Jungs haben eine grandiose Leistung erbracht und sollen immer wieder daran erinnert werden“, verspricht Petersen.

Die größte Stärke seines Europameister-Teams sieht der Trainer, der bereits 2008 eine deutsche Jugendmannschaft zum Europameistertitel geführt hatte, in der Teamfähigkeit: „Das ist schon ein verschworener Haufen, den jeder Sieg enger zusammenschweißte und ehrgeiziger werden ließ. Lob für ihre handballerischen Fähigkeiten heimsten seinen Jungs von allen Seiten ein. „Das war sicher ein sehr hochklassiges Endspiel, das beide Mannschaften gezeigt haben. Und man darf nicht vergessen, dass hier eine Jugend EM stattfand, dafür war das schon außerordentlich gut“, so Pitti Petersen.

Tolle Arbeit abgeliefert

Mit typisch deutschen Tugenden warten die größten Talente der Jahrgänge 1994 und 1995 am Bodensee auf: Aus einer engagierten Abwehr heraus mit schnellem Spiel nach vorne, dazu ein klares Konzept im Angriff und die athletischen Fähigkeiten, Luft und Kraft zu haben, den roten Faden über 60 Minuten durchzuziehen. „Jetzt wissen die Jungs warum sie in der Vorbereitung jeden Morgen um 7 Uhr 20 Runden im Stadion gelaufen sind, was sie übrigens ohne jegliches Murren getan haben“, lobt der 340fache Ex-Nationalspieler.

Das gesamte Team, auch die Physios und Mannschaftsarzt Dr. Ralf Schaeffer, habe diesen Titel gewollt, erzählt Pitti und vergisst nicht, auch die Landesverbände und die einzelnen Vereine zu loben: „Da wird ganz tolle Arbeit geliefert. Davon hängen alle DHB-Trainer im hohen Maße ab. Von einigen Spielern dieses EM-Teams werden wir in der Zukunft ganz sicher in der Bundesliga noch hören“.